Bei einem 4-4-2 kann ich die echte Raute von einer flachen 4 unterscheiden, ich kann Dreiecke verschieben und auch als Freund des Offensivfußballs die möglichen Vorteile eines 4-2-3-1 erkennen. Trotzdem gehöre ich unterm Strich in die Schublade der Fußball-Romantiker. Ich behalte die Wirklichkeit fest im Blick, aber das, was Fußball für mich ausmacht, liegt jenseits aller Gesetzmäßigkeiten und Berechnungen. Da geht es mir mit dem Fußball wie Christophe Lemaitre mit dem Laufen. Der lässt sich nämlich „nicht von wissenschaftlichen Theorien zur schnellen Fortbewegung beirren“ – und läuft, obwohl es für einen Weißen – rein wissenschaftlich und genetisch gesehen ,-) - gar nicht möglich ist, die 100 Meter unter 10 Sekunden.
Es war neulich, bei einem der vielen Grillfeste dieses Sommers, als mich ein guter Bekannter auf das Buch „Die Fußball-Matrix“ von Christoph Biermann ansprach. „Kennst du das schon?" Nö, kenn ich noch nicht. „Also eigentlich“, meinte er „Eigentlich finde ich, sollte man gar nicht mehr ins Stadion dürfen, wenn man das nicht gelesen hat…“
Vor meinen Augen erscheint das Bild eines Fußballfans, der ein Buch, aber – selbstverständlich! - kein „mechanisch betriebenes Lärminstrument zur Geräusch- und Sprachverstärkung“ bei sich trägt und vor Betreten des Stadions drei Fragen beantworten muss. Vielleicht gar keine schlechte Idee - wobei ich auf Fragen nach dem System oder gar nach möglichen „Identitätsverknotungen“ dann doch lieber verzichten würde. Wenn ich da an einige Erlebnisse im Waldstadion denke, würde manch einer nämlich bereits an der Aufforderung „Nennen Sie drei Spieler Ihres Vereins!“ oder „Wie heißt der heutige Gegner der Eintracht?“ scheitern.
Zum Glück kommt auch der von mir häufig, wenn auch nicht immer und in allem geschätzte Christoph Biermann, in seiner Fußball-Matrix zu dem Fazit, dass "Fußball auch unter den Bedingungen von Wissenschaft und Digitalisierung ein System mit der Neigung zu Instabilität und Chaos" bleibt.
Wollen wir mal hoffen, dass die Eintracht dies auch in der kommenden Saison unter Beweis stellt. Und dass keiner auf die Idee kommt, dass wir eigentlich alle nichts anderes sind als mechanisch betriebene Lärminstrumente zur Geräuschverstärkung.
Es war neulich, bei einem der vielen Grillfeste dieses Sommers, als mich ein guter Bekannter auf das Buch „Die Fußball-Matrix“ von Christoph Biermann ansprach. „Kennst du das schon?" Nö, kenn ich noch nicht. „Also eigentlich“, meinte er „Eigentlich finde ich, sollte man gar nicht mehr ins Stadion dürfen, wenn man das nicht gelesen hat…“
Vor meinen Augen erscheint das Bild eines Fußballfans, der ein Buch, aber – selbstverständlich! - kein „mechanisch betriebenes Lärminstrument zur Geräusch- und Sprachverstärkung“ bei sich trägt und vor Betreten des Stadions drei Fragen beantworten muss. Vielleicht gar keine schlechte Idee - wobei ich auf Fragen nach dem System oder gar nach möglichen „Identitätsverknotungen“ dann doch lieber verzichten würde. Wenn ich da an einige Erlebnisse im Waldstadion denke, würde manch einer nämlich bereits an der Aufforderung „Nennen Sie drei Spieler Ihres Vereins!“ oder „Wie heißt der heutige Gegner der Eintracht?“ scheitern.
Zum Glück kommt auch der von mir häufig, wenn auch nicht immer und in allem geschätzte Christoph Biermann, in seiner Fußball-Matrix zu dem Fazit, dass "Fußball auch unter den Bedingungen von Wissenschaft und Digitalisierung ein System mit der Neigung zu Instabilität und Chaos" bleibt.
Wollen wir mal hoffen, dass die Eintracht dies auch in der kommenden Saison unter Beweis stellt. Und dass keiner auf die Idee kommt, dass wir eigentlich alle nichts anderes sind als mechanisch betriebene Lärminstrumente zur Geräuschverstärkung.
Ich habe die Fußball-Matrix auch nicht gelesen. Sind wir also schon zwei. Mittlerweile gibt es eindeutig zu viele Leute, die ihr Auskommen mit Geschreibsel und Witzchen über den Fußball verdienen. Und daß jetzt auch noch abgehalfterte Hochliteraten wie Grass und Walser auftauchen verheißt nichts Gutes. Aber mit ignorieren soll man ja gelegentlich doch ganz schön weit kommen. Und der Biermann hat auch ganz nette Sachen gemacht; ob es die auch wirklich gebraucht hätte, steht auf einem anderen Blatt.
AntwortenLöschenAlso ich habe das Buch von Biermann gelesen und glaube schon, dass es für die Spielanalyse helfen kann. Carsten
AntwortenLöschen@ Celtix: Kann ja gar kein Zweifel sein, dass Christoph Biermann die „Schreiben über Fußball“-Landschaft ganz wesentlich mitgestaltet, irgendwie sogar ein Genre mitbegründet hat - im positiven Sinne. Was aus dem Stein wird, wenn er mal rollt, das ist eine andere Sache. Von wegen Dialektik.
AntwortenLöschen@Carsten: Inzwischen hab ich **gg hier und da ein bisschen in das Buch reingelesen und, ja, das ist schon beeindruckend, was Biermann da zusammen getragen hat. Dass z.B. digitale Analysetools im Fußball längst selbstverständlich sind, weiß man ja – aber wie weitgehend das alles bereits in die Trainingsarbeit und in die taktische Ausrichtung mit einbezogen werden kann und wird, welche „Berechnungs“-Optionen sich ergeben - Spielszenarien, Laufwegsimulationen, Aufgabenverteilungen – und auch umgesetzt werden - das ist verblüffend, anregend, AHA-Effekt-mäßig – und irgendwie dann doch auch abschreckend - von wegen brave new world. Das klingt nicht mehr wie Fußball, sondern wie eine Versuchsanordnung. Es hilft zu verstehen und schärft den Blick, ob man es mag oder richtig bzw. erstrebenswert findet – das ist dann wieder eine andere Frage.
Danke für eure Kommentare und einträchtliche Grüße von K. (chaotisch, unberechenbar und Geräusche verstärkend *g)