Direkt zum Hauptbereich

Rosarot

(Nachtrag zu einem Interview in der Frankfurter Rundschau vom 10. Juli 2010)

Die weibliche (Fußball-)Fankultur unterscheidet sich grundlegend von der männlichen. Zu diesem Ergebnis kommen die beiden Soziologinnen Sybille Frank und Silke Steets, die selbige erforscht haben. Im Stadion kann man als Frau z.B. nicht einfach nur Fußball kucken, sondern ist gefordert, sich zur dort vorherrschenden "geballten Männlichkeit" zu verhalten – eine Möglichkeit ist es, die herrschenden Vorurteile - von wegen „Frauen und Fußball“ – zu ironisieren. Und wie tut man das? Z.B. mit einem rosa Fanschal. Aha.

Es ist außerdem auch nicht so leicht, als Frau in der Fankurve zu stehen. Warum? Weil: „Frauen können ja schlecht mitbrüllen, wenn es heißt: Unser Schiri hat den Längsten!“ Unser Schiri? Den Längsten? Stimmt. Jetzt fällts mir auch auf – ständig wird das im Stadion gebrüllt. Ständig. Und ja, wirklich schade, dass es in unseren Stadion – anders als in den USA – noch keine Kinderbetreuungsangebote gibt. „Kinder tauchen bei Bundesligaspielen höchstens auf den Schultern ihrer Väter auf.“ Genau. Richtig. So ist das. Und nicht anders.Noch eine abschließende Frage an die beiden Autorinnen: „Gehen Sie selbst auch gerne ins Stadion?“ Antwort: „Ja, aber leider viel zu selten.“

Stimmt.

Kommentare

  1. Wo kann ich unterschreiben? :-) Ich hab's gelesen, wollte mich schon aufregen und anfangen zu schreiben, habe dann aber im letzten Moment gemerkt, dass ich keine Frau bin. ;-) Schön, dass du eine bist und den beiden hier vors Schienbein trittst. Das ist aber kein Foul, sondern reine Notwehr. Und gut gemacht. Danke und Gruß vom Kid

    AntwortenLöschen
  2. So was kann man mit rationalen Mitteln nicht mehr kritisieren, sondern nur noch, wie hier geschehen, qualifiziert den Kopf schütteln. Herzlichen Dank auch an die - so heißt das jetzt doch? - Qualitätszeitung, die so etwas umstandslos veröffentlicht. Ihne Ihren Schlappekicker

    AntwortenLöschen
  3. "Da heißt es ja auch mal, wenn einer schlecht spielt: "Ey, du Mädchen!""

    Ruf ich auch, ständig. Eigentlich ruf ich nix anderes.

    "Soziologie" kann manchmal wirklich schlimme Züge annehmen...

    AntwortenLöschen
  4. Ja, das war wirklich so was wie Notwehr. Da musste ich einfach - stellvertretend für alle "so genannten fußballverstehenden Frauen" (= Zitat Sonny **gg) - zur Tat schreiten und nachtreten ,-)

    Ich hatte das Interview am Samstag nicht gelesen und bin beim Durchzappen im Eintracht-Pressearchiv zufällig drauf gestoßen. Erst hab ich beim Lesen noch gegrinst, aber beim ironischen rosa Schal, spätestens beim Schiri, der den Längsten hat, ist mein Adrenalinspiegel nach oben geschnellt. Meine Fresse. Dieses Pseudo-Rumgekraftmeiere, das authentisch tut und dabei nur peinlich ist. Ehrlich: ich glaube, die Autorin weiß nicht mal genau was das ist, ein Schiri, oder? Sonst müsste einem doch der Kopf abfallen, wenn man so einen Unfug von sich gibt.

    Da wird jedes Klischee überflüssig - und wenn jemand das Bild von "Frauen und Fußball" bestätigt sehen will - hier hat er reichlich Material. Deswegen kann man das ganze eigentlich auch nicht unter "lustig" abhaken. Wenn ich mir vorstelle, dass so eine Studie, sagen wir mal, dabei einfließt, wenn es darum geht, Stadien "frauenfreundlich" zu planen und zu gestalten... Hilfe.

    Ob die Rundschau hier der richtige Adressat für Kritik ist, lieber Celtix? Ich weiß nicht. Ist ja gut, dass es erst einfach mal so dasteht und sich (hoffen wir mal) selbst diskreditiert. Allerdings hätte (da stimme ich dir zu) der Interviewer an der ein oder anderen Stelle zumindest stutzig werden und nachhaken müssen. Aber vielleicht hatte der ja auch keine Ahnung, war vielleicht auch eine Frau... ,-)))

    Danke euch sehr fürs Lesen und Kommentieren!

    AntwortenLöschen
  5. Da kann ich nur Dummgebabbel sagen.
    Gruß von der Waterkant.*ggg*
    LG
    (B).

    AntwortenLöschen
  6. Lewis Trondheim16. Juli 2010 um 11:38

    Is halt Sommer. Irgendwie müssen die das Blatt ja füllen. Da ist dann halt die Hälfte [expletive]
    Und ich kauf solange keine. :)

    AntwortenLöschen
  7. Ein paar Gedanken könnten sich die Redakteure doch auch im Sommer machen; aber einfach keine kaufen geht natürlich auch.

    Carsten aus der zu heißen Wetterau

    AntwortenLöschen
  8. Genau das habe ich im blog-g eben auch geschrieben!

    Das beste ist der Vergleich mit "Nigger" und "rosa Schals"...Klar, Selbstironie...
    Das eine ist ein Wort zur Unterdrückung einer ganzen Kultur, das andere die Hello Kitty Mentalität der Frauen. Super Vergleich!




    mfg Dontpanic

    AntwortenLöschen
  9. Merci vielmals!

    Ich habe ehrlich gesagt den Artikel (dessen Intention)überhaupt nicht verstanden.

    Was soll da einem jetzt erklärt/dargelegt/näher gebracht werden?

    Das total verquere + und aus eigenen Mutmassungen zusammengestückelte Klischee-Puzzle zweier Authorinnen, die auf grund ihres Berufes glauben, einem die Welt erklären zu müssen?

    Ich habe weder mich, noch die anderen weiblichen Fans die ich kenne (egal welchen Alters oder ob Stadionsgänger oder nicht)auch nur ansatzweise wiedergefunden.

    Und, rosa Schals/Fanutensilien = gelebte Ironie...
    Häh?
    Was wurde bloss während dem Schreiben dieses Artikels so alles an Räucherware gereicht? ;)

    LG,
    Lupadigitus aka Alexandra

    AntwortenLöschen
  10. Dummgebabbel. Yep. Aber eben auch ein Beispiel dafür, wie erkennbarer Unfug durch den Stempel "Wissenschaft" unhinterfragt - sozusagen als wissenschaftlich erwiesen - im Raum stehen bleibt und bei Bedarf als Beleg für dieses oder jenes funktionalisiert werden kann. Kitty-Mentalität - *gg - das gefällt mir. Nicht nur die ironischen rosa Schals, sondern auch die pösen Fangesänge klingen wie einem Kitty-Kopf entsprungen: So pöse, pöse Sachen rufen die, die ach so männlichen Männer im Stadion. Ja, Alexandra - geht mir auch so. Ich kenne übrigens auch keine männlichen Fußballfans, die so sind, wie sie da beschrieben sind.

    Herzlichen Dank fürs Vorbeischauen, Kommentieren und Mit-Aufregen.

    Einträchtliche Grüße an die Waterkant :-) - und in alle Richtungen!

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Die nächste Strophe vom alten Reisbrei

Am Samstagabend höre ich im ZDF Sportstudio die Vorankündigung für das Spiel am Sonntag im Waldstadion. „Hannover kann morgen auf den zweiten Tabellenplatz vorstoßen“, verkündet Katrin Müller-Hohenstein. Tatsächlich? Was Sie nicht sagen. Und die Eintracht? Hey – hallo, das ist unser Heimspiel, und wir werden es gewinnen, weil nämlich dann wir es sein werden, die zu Hannover und zur Spitzengruppe aufschließen. Capisce? Und tatsächlich. So machen wir es. Impressionen vom Spiel: Patrick Ochs, der in der ersten halben Stunde auf der rechten Seite herum mannövert als habe er tatsächlich vor, was er vorher verkündet hatte: Sich festbeißen – und von dem in der zweiten Halbzeit nichts mehr zu sehen ist. Halil Altintop, der (auch in seinem eigenen Sinn) zur Halbzeit hätte ausgewechselt werden müssen, und von seinem Trainer, der voll hinter ihm steht, eine viertel Stunde vor dem Ende zum Abschuss freigegeben und – sichtlich um Fassung bemüht – regelrecht vom Platz gepfiffen wird. (Ja, ja.

Kleines Fußball-ABC - Heute "U" wie "Unterschiedsspieler"

Unterschiedsspieler, der (pl. (selten die); fußballneudeutsch für einen Spieler, der – wie der Name schon sagt – den Unterschied machen und ein Spiel entscheiden kann. Bsp .    → Rebic, Ante (Eintracht Frankfurt) , der in der ersten Runde des DFB-Pokals 2019/20 “ den aufmüpfigen Drittligisten Waldhof Mannheim quasi alleine in die Knie zwang. “ In der Regel ist der → Unterschiedsspieler ein Offensivspieler, aber auch Defensivspieler „mit einer starken Technik und einem guten Gespür für Räume imOffensivspiel“  können Unterschiedsspieler sein  -   Bsp.   → Baumgartner, Christoph TSG Hoffenhei m) , → Kimmich, Joshua (FC Bayern München) oder  →Kostic, Filip (Eintracht Frankfurt), der für seinen Trainer →Adi Hütter derzeit „der absoluteUnterschiedsspieler“ ist. Auch Torhüter  können den Unterschied machen ( Bsp. Neuer, Manuel, FC Bayern München ), was als Beleg dafür gelten kann, dass auch Spieler, die nicht der Mannschaft von →Eintracht Frankfurt angehören, →Unterschiedsspieler sein kö

Hans-Dieter "Fips" Wacker - ein Fußballerleben

Es ist ein paar Monate her, dass ich für diesen Blog im „Kleinen Fußball-ABC“ einen eher satirisch gefärbten Beitrag zum Thema  Nachwuchstalente verfasst habe. Es war Kid Klappergass, der das Thema in einem Kommentar in ernsthaftere Bahnen führte: Es gebe nicht viele große Eintracht-Talente, denen er nachtrauere, aber eines davon sei ganz gewiss Fips Wacker. Fips Wacker? Diesen Namen hatte ich noch nie gehört und machte mich auf die Suche nach ein paar Informationen. Es war nicht viel, was ich im Netz aufstöbern konnte – aber was ich fand, machte mich neugierig. Die „Spur“ führte zum Heimatverein von Fips Wacker, der SKV Büttelborn und wie es der Zufall so will: Einige Wochen später sollte in Büttelborn ein Spiel der Alten Herren – der  Old Boys   gegen die Eintracht-Traditionsmannschaft ausgetragen werden. Wenn für Hans-Dieter Wacker alles so gelaufen wäre, wie es hätte laufen können, hätte er in diesem Spiel vielleicht eine Halbzeit lang für die Eintracht und eine für den SKV auf de