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Spieler der Stunde: Kevin "Wow-was-haben-wir-für-einen-Torwart" Trapp feat. Wintertransferschluss


Kuckuck
Gibt es überhaupt noch irgendeine Mannschaft, die die Saison mit der Mannschaft zu Ende spielt, mit der sie im Sommer begonnen hat? In der Wintertransferperiode geht es jedenfalls fast zu wie bei einer Drehtür, die – je näher der 31. Januar rückt - immer schneller wirbelt,  zwischendurch immer mal wieder unvermittelt stecken bleibt  und  einen neuen Spieler ausspuckt. Oder ist es vielleicht doch eher wie bei einer Kuckucksuhr? Statt im Stundenrhythmus öffnet sich das Türchen alle zehn Minuten.  "Kuckuck" - da steht der Herr De Camargo - und ist schon wieder weg. Das Türchen geht wieder zu. "Kuckuck" – da steht Jimmy Hoffer und winkt mit einem Taschentuch.  (Notier: Unbedingt in den nächsten Merchandising-Katalog aufnehmen!)  "Kuckuck": Rob Friend mit Hut. Und weg. "Kuckuck" – schon wieder springt die Tür auf,  das Männchen bleibt aber noch im Dunkel, will nicht richtig herausspringen. Türchen wieder zu. Wieder auf.  Wieder zu, wieder…. Ah, ja – dunkelhaarig. Tatsächlich – das ist Lakic.  Mal sehen, wer morgen „Kuckuck“ ruft und auftaucht bzw. verschwindet.  Occèan.  Jung. Livaja. Oder doch de Camargo. (Ach nö, der is ja jetzt in Hoffenheim). Wär aber nicht das erste Mal, dass wir last minute  ein unschlagbares Stürmerduo mit tausend Optionen verpflichten. Vielleicht kommt ja doch noch Kacar? Das wäre insofern sinnig, dass wir zwar keinen Mittelfeldspieler brauchen, Kacar auf Fotos aber eine leichte Ähnlichkeit mit Srdan Lakic aufweist und sich in mir der Verdacht erhärten würde, dass wir Spieler möglicherweise nach äußerer Ähnlichkeit einkaufen. Im Sommer waren (fast) alle Neuzugänge blond und hatten einen Seitenscheitel – dieses Mal dann eben dunkelhaarig mit kurzem Pony.

Alla fort. Srdan Lakic ist jetzt also ein Adler, will heißen: Er trägt das Adler-Trikot. Hurra, hurra. Und ich bin jetzt einfach mal gespannt, was sich in Sachen Kuckuck in den nächsten 24 Stunden noch tun wird. Vom Hier zum Da oder zum Ganzwoanners liegen ja manchmal nur ein paar SMSe. „Wir denken uns schon was dabei, wenn wir einen Spieler holen“,hat Armin Veh im Interview gestern augenzwinkernd gesagt, „auch, wenn man manchmal auf den Gedanken kommen könnte, dass das nicht so ist.“  Stimmt. (Augenzwinker zurück).

Jetzt aber schnell zur Auswertung des Spielers der Stunde:
72 Leserinnen und Leser dieses Blogs haben sich in dieser Woche an der Umfrage beteiligt – herzlichen Dank dafür - und so befinden wir uns nach dem  Zwischentief zum Rückrundenbeginn wieder in leichtem Aufwind. Aber wie wir alle wissen: Das geht noch besser.

Vielerorts war nach dem Spiel von einem mäßigen Spiel, gar von einem Rumpelsieg die Rede. Mein erstes Fazit war: Sieh mal einer an – wir können auch anders.  Armin Veh hatte vor dem Spiel angekündigt, dass wir – falls Schwegler und Jung ausfallen würden – anders an die Aufgabe heran gehen würden als gewohnt. Und genau das wurde dann auch in die Tat umgesetzt.  Die Mannschaft (2 Stimmen) hat gezeigt, dass sie – wenn es sein muss – auch einfach spielen und ein Spiel trotzdem gewinnen kann. Beispielhaft ist hier Martin Lanig. Der versuchte erst gar nicht Pirmin Schwegler zu ersetzen, sondern übernahm eine andere Rolle. Während Schwegler „all in one“  Antreiber, Ausputzer, Spielgestalter und Dirigent ist und sein kann , konzentrierte Lanig sich aufs Antreiben und Ausputzen. Das machte er ausgesprochen gut  und hat sich die 9 Stimmen (und damit Platz 2 bei dieser SdS-Runde) redlich verdient.  

In der Hinrunde haben wir uns daran gewöhnt, dass unser Offensivspiel vom   – mal mehr, mal weniger – virtuosen und schnellem Kurzpasskombinationsspiel lebt und sich druckvoll auffächert, bevor der Weg in die Spitze gesucht wird. Davon war gegen Hoffenheim wenig zu sehen.  Ich denke: Nicht, weil wir es nicht konnten, sondern weil wir es in diesem Spiel gar nicht erst – oder nur punktuell – versuchten, richtiger: weil wir es gar nicht wollten.  Statt nach einer  Balleroberung – wie sonst – immer sofort in die Vorwärtsbewegung zu gehen, wurde am Samstag ungewohnt viel hinten herum gespielt.  Geordneter Spielaufbau hatte Vorrang vor Offensivdrang. Entsprechend  langsamer, statischer, wenn man so will: konventioneller war unser Spiel. Für Bamba Anderson, Carlos Zambrano, Kevin Trapp und Martin Lanig war es oft gar nicht so einfach eine Anspielstation zu finden, zumal sich auch unsere beiden Außenverteidiger nur zu Beginn und dann wieder in den letzten 20 Minuten des Spiels häufiger nach vorne einschalteten. Trotzdem eine Stimme für Bastian Oczipka, eine Stimme auch für Stefano Celozzi, der Sebi Jung sauber ersetzte und zwei Dinge gleichzeitig gezeigt hat: Dass er Sebastian Jung ersetzen kann – aber eben auch nicht.

Stefan Aigner (2 Stimmen) und Martin Lanig bildeten zusammen eine starke, straighte Mittelachse.  Beide waren – wie ich vermute – dazu aufgefordert, öfter mal aus der Distanz abzuziehen, dabei konnte man wunderbar auch den Wiese-Faktor ausschöpfen. Alex Meier und Karim Matmour - wie heißt das so schön bei „Spielverlagerung“? –„ pendelten unterdessen horizontal“. Insbesondere Meier (1 Stimme)  schaffte so den Raum um das Spiel auch mal mit langen Bällen von der einen auf die andere Seite zu verlagern. Ansonsten: Kann mir vielleicht mal jemand erklären, warum Matmour sich immer, also IMMER, wenn er einen Ball annimmt, erst noch mal um die eigene Achse dreht, bevor er den Ball spielt?

Die beiden Spieler, die am meisten unter dem geänderten System und somit unter der Abwesenheit von Pirmin Schwegler „gelitten“  haben, waren Sebastian Rode und Takashi Inui. Bei Inui wundert das nicht wirklich, er ist kein Spielmacher, ist angewiesen auf die Kreativität seiner Nebenleute, auf Mitspieler, die seine Laufwege antizipieren, die die Lücken sehen und reißen. Da ist es schon deutlich erstaunlicher, dass Seppl Rode es nach wie vor nicht schafft, einem Spiel seinen Stempel aufzudrücken, wenn Pirmin Schwegler nicht an seiner Seite spielt. Er wirkt hektisch und überhastet, ihm unterlaufen Fehlpässe, statt Druck aufzubauen ist er immer wieder derjenige, der durch unnötige Ballverluste den Spielfluss stoppt. Es bleibt zu hoffen, dass das nicht nur wir, sondern auch andere gesehen und Seppl es selbst gemerkt hat.  „Wer weiß, zu was es gut is“, hat meine Oma immer gesagt. Yep.

Bamba Anderson und Carlos Zambrano – da waren wir uns in der Pausenanalyse einig, sind auf gutem Weg, ein richtig bärenstarkes Innenverteidigertteam zu werden.  Die beiden ergänzen sich hervorragend – beide sind kampfstark, spritzig, schnell, können einen Angriff eröffnen – und was Zambrano Anderson an körperlicher Robustheit  und Dynamik voraus hat, gleicht Anderson durch die bessere Technik und den filigraneren Bewegungsablauf aus. Anderson (4 Stimmen), dem man die Pause keinen Moment anmerkte,  hatte am Samstag gegen Leverkusen leistungsmäßig die Nase ein Stück vorn. Auch, weil die zwei oder drei Dabbischkeiten, die Zambrano sich wie in jedem so auch in diesem Spiel leistete, beinahe Spiel entscheidende Folgen gehabt hätte. Einmal auf links, einmal auf rechts ließ er sich ziemlich ungeschickt von seinem Hoffenheimer Gegenspieler überlaufen. Eine Stimme für ihn.

Spieler der Stunde ist der Mann, der uns nicht zum ersten Mal in dieser Saison – sagen wir es ruhig wie es ist – den Arsch gerettet hat, indem er in der ersten Viertelstunde einen frühen Rückstand (13. Minute, wunderbarer Freistoß von Kevin Volland – DEN würd ich gerne nächste Saison bei der Eintracht sehen), nach der  Pause gleich zwei Mal den fast schon sicheren Ausgleich verhinderte und auch in den letzten Minuten Nerven und Übersicht behielt. Trapps Licht strahlte in diesem Spiel besonders hell, weil die Hoffenheimer exemplarisch vorexerzierten, wie das ist, wenn man im Tor keinen Tormann, sondern einen Wiese stehen hat. Kaum zu glauben, dass dieser Mann – trotz und alledem  – tatsächlich mal ein richtig guter Torwart war. Das, was er da macht, ist eigentlich nicht zu erklären. Mitunter wirkt er fast  orientierungslos, bietet eher Anlass für Mitleid als für Spott.

Aber was schert uns Wiese - wir haben Kevin Trapp! Und welche Transferkapriolen man Bruno Hübner und Armin Veh heute und dereinst möglicherweise vorwerfen kann, dieser eine Königstransfer kann jede Menge andere Guru Gurus vergessen machen. Was für ein Torwart. Immer hellwach und im Spiel. Mit unglaublichen Reflexen und Reaktionen auf der Linie. Herr seines Strafraums, dabei ohne jede Attitüde. Schnörkellos. Sachlich.  Cool.  49 und damit 68% aller Stimmen für den Spieler, der hier im Blog in dieser Saison bereits zum sechsten  Mal zum Spieler der Stunde gewählt wurde: Für Kevin Trapp.  Was für ein Torwart. 

Herzlichen Glückwunsch, Kevin – und herzlichen Glückwunsch, Eintracht. Mit einer Mannschaft, die so einen Torwart hat, ist alles möglich!

PS: Doch noch ein Flashback zum Thema „Kuckuck“:

Fast ist es schon zu einem Ritual geworden, zu einer liebgewordenen Gewohnheit und  auch  am Samstagabend auf der Heimfahrt vom Waldstadion ins Rheinhessische war es wieder so weit. Plötzlich, wie aus dem Nichts, irrlichtert Attila neben uns – Tatsächlich. Mensch. Wirklich. Da ist er ja wieder. Hurra, der Eintracht-Bus.  - Wir befinden uns gerade auf dem Autobahn-Zubringer, der Verkehr ist für einen Samstagabend erstaunlich dicht, der Bus ist – wie die Eintracht - auf der Überholspur und verschwindet zunächst im Dunkel. Macht nichts, wir wissen ja, dass er auf unserer Strecke bleibt, beharrlich setze ich mich auf seine Fährte – wechsle die Spur von links nach rechts und wieder nach links - bruuuuuuuuumbrummmbruuuuuuumm – und da kommt er auch schon wieder in Sicht. Ich  schwenke nach rechts und bleibe jetzt dicht hinter ihm. Bin wie immer hin und hergerissen, ob ich das Geheimnis der nächtlichen Busfahrt ergründen will oder nicht. Wollen wir es heute einfach mal tun und ihm – statt an unserer Ausfahrt abzubiegen – weiter nachfahren? Nein, wir wollen es auch heute nicht wissen. Attila fährt weiter, irgendwo ins Europäische und wir freuen uns, dass wir ihn auch in dieser Woche wieder ein Stück durch die Nacht begleiten durften.  Und  ich hoffe jetzt einfach sehr,  dass nicht irgendwann demnächst  die hintere Bustür aufgeht, jemand Kuckuck ruft – und statt Attila auf einmal ein Geißbock vor uns her fährt. 


Kommentare

  1. Schön umschrieben mit "Drehtür" und "Kuckucksuhr" :) Bin gespannt, was der Lakic (noch) kann.

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