Keine Ahnung, was und ob da gestern im Waldstadion tatsächlich etwas „verhindert“ wurde. Klar ist,
dass das Setting des Spiels bestens dazu geeignet war, den Spaß am Besuch eines
Fußballspiels auch bei wärmeren Temperaturen auf nahe Null herunterzukühlen.
Wir waren spät dran, dieses Mal nicht die (bei uns fast
schon) übliche auf- den-letzten Drücker-Ankunft, sondern bewusst geplant: Ein lieber
Freund hatte zum Geburtstagsbrunch eingeladen und so starteten wir vormittags
erst in Richtung Limburg, um von dort dann zurück ins Waldstadion zu eilen. Idyllische Fahrt durchs verschneite Hinterland.
Abseits der Autobahn geht es bergauf und bergab, weite Flächen, kahle, vom Wind und Wetter merkwürdig
verknorzte Bäume ducken sich in die Landschaft. Ab und zu wirbeln ein paar
Schneeflöckchen. Mit Woody Guthrie fahren wir durch butzelige Dörfchen, vorbei Orten mit merkwürdigen Namen. Ennerich. Beselich. Niedertiefen- und
Obertiefenbach. Lindenholzhausen. Schließlich
Runkel, eine Bildermuchbühle, ein kleines Bächlein. Lautes Hallo und Hoch-soll-er-leben. Das Buffet ist in einer umgebauten Scheune
aufgebaut. Überall bruzzelt und brodelt,
dampft und duftet es lecker. Ein kleiner
Junge wählt nach intensiver Inspektion der Lage ein hartgekochtes Ei und einen
Schokoladepudding. Unter die Gäste mischen sich ein paar närrische Hüte, Indianer
und Cowboys. Wir sind als Eintrachtler da, scharen uns nach dem Essen noch wenig um das Feuer, das an
der Feuerstelle im Innenhof flackert, schwätzen und schauen in den blitzblauen Himmel, dann
verabschieden wir uns. "Schön, dass ihr da wart."„3 Punkte.“ „Viel Spaß.“ Und dann sitzen wir
auch schon wieder im Auto, in Steeden ist an einem Fenster eine Eintracht-Fahne
gehisst. Hurra, wir kommen!
Im Radio
hören wir, dass Benni Köhler im Stadion war und verabschiedet wurde. Das hätte
ich gerne miterlebt. Carlos Zambrano spielt, die Nürnberger Fans haben – wie angekündigt
– aus Protest gegen das Zaunfahnenverbot ihren Block verlassen. Dirk Schmitt berichtet, dass angeblich 200 kg Pyrotechnik von Nürnberg nach
Frankfurt verbracht worden sein sollen. Zweihundert. Das sind 4 große Zementsäcke. Du liebes bisje, wer glaubt denn so was - vor meinem inneren Auge erscheint ein als betrunkener Clubberer maskierter Sack, der gestützt zwischen zwei leibhaftige Franggen am Eingang abgetastet und ins Stadion durchgewinkt wird.
Als wir kurz vor vier an unserem Parkplatz an der Mörfelder Landstraße ankommen, sind die Nürnberger noch immer nicht in den Block zurückgekehrt und auf dem Platz steht es nach wie vor 0:0. Ich rüste kleidungsmäßig noch ein wenig auf – warme Socken, Fleece, matschfeste Stadionschuhe, Eintracht-Handschuhe – hoppla nur einer da, na gut. Wo es sonst rotundschwarz wuselt und wimmelt, ist jetzt alles wie leergefegt. Die Fahrer der Fanbusse halten ein Schwätzchen, lehnen rauchend an ihren Bussen oder trampeln sich ein bisschen warm. Jetzt, wo hier alles kahl und leer und keine Eintracht-Seele weit und breit zu sehen ist, scheint der ohnehin nicht ganz kurze Anmarschweg zum Stadion noch ein bisschen weiter. Das zieht und zieht sich. Bei Bratwurst Walter steht ein Trüppchen mit Eintracht-Schals um einen Tisch herum. Die ziehen es anscheinend vor, das Spiel aus der Ferne vorbeirauschen zu lassen.
Als wir kurz vor vier an unserem Parkplatz an der Mörfelder Landstraße ankommen, sind die Nürnberger noch immer nicht in den Block zurückgekehrt und auf dem Platz steht es nach wie vor 0:0. Ich rüste kleidungsmäßig noch ein wenig auf – warme Socken, Fleece, matschfeste Stadionschuhe, Eintracht-Handschuhe – hoppla nur einer da, na gut. Wo es sonst rotundschwarz wuselt und wimmelt, ist jetzt alles wie leergefegt. Die Fahrer der Fanbusse halten ein Schwätzchen, lehnen rauchend an ihren Bussen oder trampeln sich ein bisschen warm. Jetzt, wo hier alles kahl und leer und keine Eintracht-Seele weit und breit zu sehen ist, scheint der ohnehin nicht ganz kurze Anmarschweg zum Stadion noch ein bisschen weiter. Das zieht und zieht sich. Bei Bratwurst Walter steht ein Trüppchen mit Eintracht-Schals um einen Tisch herum. Die ziehen es anscheinend vor, das Spiel aus der Ferne vorbeirauschen zu lassen.
Ich werde jetzt doch hibbelig und will möglichst schnell ins
Stadion, mein Mit-Adler hat keine Lust zu hetzen – sind sowieso nur noch ein
paar Minuten bis zur Halbzeit. Ich hechele also vorne weg. Am Stadion-Eingang
vier Ordner, die sich freundlich und ausführlich um mich kümmern, jetzt bin ich
schon auf dem Waldweg Richtung Stadion, erste Stadiongeräusche schwappen zu mir
herüber und da fällt es mir wieder ein: Scheiße. Risikospiel. Unser Block auf der Gegengerade ist dicht
neben dem Gästeblock. Ob ich da überhaupt auf normalem Weg durch komme? Die Ordner an der Treppe stehen dicht gestaffelt, einer verkürzt meinen Laufweg, ich versuche es über die Außenbahn. Umdribbele ein erstes Polizeikordon, dahinter reiht
sich ein dichter Abwehrriegel aus Polizeifahrzeugen. Vor den Gittern steht keine Viererkette,
sondern eine weitere Hundertschaft Polizisten mit herunter geklapptem Visier,
dahinter im Käfig die aus dem Block ausgewanderten Nürnberger. Die Bilder ähneln
denen von unserm Spiel in München. Ok, hier ist also kein Durchkommen, ich
versuche es oben herum. „Nur Versorger und Polizisten", raunzt ein kräftiger Herr in Gelb. Mann, verdammte Hacke. Ich will das Spiel sehen,
ich will zu meinem Platz. Versuche es mit einem weiteren kurzen Anspiel. „Nur Versorger und Polizisten.“ Ach so, der kann gar nicht sprechen. Und jetzt? Inzwischen hat die Halbzeit
angefangen. Ein leicht angedüdelter Clown hoppst vor einer Reihe Polizisten
herum. Er hat den Fotoapparat gezückt und singt. „Huhu, winke e mol.“ Die
Polizisten finden das gar nicht lustig. Jetzt aber. Gehen Sie So. Fort. Zurück.
Lassen. Sie. Das. Sonst konfisziere ich das Gerät. Stei Polizopp.
Ich trete den Rückzug an, mehr oder weniger eleganter Seitenwechsel. Versuche über
die andere Flanke einen neuen Anlauf zu nehmen. Zurück, Treppe runter, rund ums
Stadion herum. Treppe auf der anderen Seite wieder rauf. Mit
Blaulicht sind jetzt auch Krankenwagen unterwegs. Ein weiterer Polizeitrupp ist
im Laufschritt unterwegs zur Grenze. Was
auch immer angekündigt wurde oder befürchtet werden musste: Das hier sieht
schwer nach einem Entlastungsangriff der Eintracht aus. Von wegen: wir lassen uns nicht mehr nachsagen, dass wir
nicht hart genug durchgreifen.
Als ich an meinem Platz ankomme, hat die zweite Halbzeit
bereits begonnen. The last one now will be later the first - mein Mit-Adler ist schon da, er hat sich den Durchgang durch die Besatzungszone durch
energisches Nachsetzen erzwungen: „Ich komme unbewaffnet und in friedlicher
Absicht.“ Da musste sogar der Polizist grinsen und ließ ihn durch. Schnell
nochmal zur Toilette in der Sperrzone ging leider nicht – dort waren alle Toilettentüren durch Ordnungskräfte verstellt und ich frage
mich, wie die Nürnberger das während
der zwei- bis dreistündigen Aufenthalts
geregelt haben? Kann man dann trotz ohne Klo fürs Wildpinkeln bestraft werden? Das sind so Fragen.
Zum Spiel. Es war eines der Sorte, wie man sie schon hundertfach gesehen hat und die einem ein wenig ratlos zurücklassen. Für mich - trotz M1 und Düsseldorf - uneingeschränkt das schwächste Spiel, das wir in dieser Saison von unserer Mannschaft gesehen haben. An diesem Tag war nichts, aber auch gar nichts
zu erkennen, von unserem so spektulär präzisen und variantenreichen
Offensivspiel. Das war nicht nur wenig,
das war nichts und zwar von (fast)
jedem Einzelnen und von allen zusammen. Spielwitz,
Kreativität - perdu, wie weggefegt. Fehlpässe. Eine Riesenlücke zwischen Abwehr
und Mittelfeld, wobei umgekehrt auch die Nürnberger uns durch die Mitte
einigermaßen viel Raum ließen. Viele Ballverluste
bereits direkt bei der Ballannahme.
Unkonzentriertheiten. Oczipka,
Schwegler, Rode, Aigner, Inui wirkten fast ein bisschen genervt. Lässt sich das allein durch die dezimierte Trainingsgruppe in der zurückliegenden Woche erklären? Mmh.
Taktisch agierten die Nürnberger ähnlich wie
die 05er vor ein paar Monaten: Unsere Mittelachse wurde konsequent von den Außenbahnen, und die Außenbahnen
wurden von der Mittelachse abgeschnitten.
Kurzpassspiel war so kaum möglich und wir sind um die Erkenntnis
reicher, dass wir anscheinend doch noch
nicht so richtig darauf eingestellt sind, wie die Gegner sich auf uns
einstellen. Wenn doch einmal ein Angriff
über die Außenbahn annähernd bis zum Strafraum kam, wurde die direkt attackiert, die Gegenseite
konsequent zugestellt, lange Seitenwechsel waren kaum möglich. Sowohl die Flanken von Bastian Oczipka, wie
auch die von Stefan Aigner, kamen gestern zudem ungenau und Hauptsache hoch, in den Strafraum , in der zweiten Halbzeit
hätte das zwei Mal - einmal per
Meier-Kopf, einmal per Meier-Fuß – auch fast
geklappt. In unserem Angriffsspiel war
wenig Bewegung, keine Spur von horizontalem Pendeln. Am erfolgreichsten noch
die Angriffe durch die Mitte, bezeichnenderweise
häufig durch Sololäufe. Pirmin Schwegler konnte das ein oder andere Mal mit dem Ball am Fuß fast über den gesamten
Platz laufen, ohne eine Anspielstation zu finden. Srdan „De“ Lakic versuchte
sich die Bälle von hinten zu holen und durch die Mitte nach vorne zu schleppen.
Das gelang selten, bei Ballbesitz
attackierten die Nürnberger früh und aggressiv. Aus unseren Ballverlusten resultierten
umgehend gefährliche Gegenangriffe.
Der Club überzeugte nicht durch große spielerische Finesse,
dafür mit direktem Vorwärtsdrang und straightem Spiel. Sie waren erkennbar
nicht nur in Frankfurt, um ein Unentschieden zu holen - sie wollten gewinnen. Und wenn wir mit Kevin Trapp nicht so
einen überragenden Torwart hätten, wäre ihnen das auch gelungen. Nix passiert, alles immer noch im grünen Bereich. Immerhin ein
Punkt, damit muss man auch mal zufrieden sein. Ja, ja. Trotzdem wird man ein wenig
unbescheiden. Chance verpasst. Wir hätten tatsächlich zweiter werden können.
ZWEITER. Aber weiterhin vorerst ungefährdeter Vierter ist ja auch ganz schön.
„Die große Pyro-Show im Stadion ist verhindert worden.“ So, so. Jedenfalls ist das Spiel jetzt aus. Der
Tag nimmt ein putziges Ende. Obwohl ich im Stadion grundsätzlich auf clever
payen verzichte, habe ich auf Umwegen in den letzten Wochen zwei Meier-Becher ergattert. Einen Rode-Jung-Becher
hätte ich gern auch noch – wer weiß, wie lange es den noch gibt ,-). Kaufen
geht nicht. Macht aber nichts, auf dem Rückweg weiche ich einem Poller aus,
stolpere über ein Dingsda im Matsch – ein Stadionbecher und tatsächlich:
Rode-Jung, hurra.
Mein Mit-Adler erzählt mir eine Anekdote aus seiner
schwäbischen Heimat: Ein Ladenbesitzer
hat seinen Kassenschlüssel verlegt,
sucht und sucht und fleht in seiner Verzweiflung den Himmel an. Tatsächlich: Wenige
Minuten später findet er ihn - und außerdem einen Handschuh, den er schon vor
längerer Zeit verlegt hatte. „So ist er, unser Herrgott, wenn man einen
Kassenschlüssel sucht, legt er einem gleich noch einen Handschuh dazu.“ Was soll ich sagen: Nach einem langen Tag wieder zu Hause
angekommen, finde auch ich meinen fehlenden Handschuh, der mir beim Öffnen der
Autotür entgegenfällt. Na, so was. Wie hat doch mein Grundschullehrer mir dereinst in mein Poesiealbum geschrieben: "Denn wer sich kann im Kleinen freuen, der kann sich freuen oft und viel." Und wenn das mit Kassenschlüssel bzw. Becher und
Handschuh so 1a funktoniert, dann kann der für die Fußballabteilung zuständige
Engel nächste Woche beim Wiederfinden
der verlorenen Form sicher auch gleich noch 3 Punkte dazu legen.
Also gestern hatte ich so für ein paar Momente schon das Gefühl: Verdammt nochmal, ich habe keinen Bock mehr darauf, alle paar Wochen mit vierzigtausend Anderen die Kulisse für ein Bürgerkriegsmanöver abzugeben. Außerdem kalt und Spiel recht mau. Gab schon bessere Tae im Waldstadion.
AntwortenLöschenBesser spielen werden werden wir auch mit himmlischer Unterstützung wohl selber müssen. Was den blöden Rest angeht, kann man wirklich nur noch auf den Hergott hoffen. Gruß, C.
2. ? dann hätten wir das Skandalspiel Gladbach noch toppen müssen mit einem locker flockigem 15:0 - sorry für die trockenen Trauben - dacht ich auch erst, aber ´s Torverhältnis ist einfach zu schlecht...
AntwortenLöschenZweiter,dafür hätten wir aber mit einer Differenz von 15 Buden gewinnen müssen ;-)
AntwortenLöschenDie Ursach für den flauen Auftritt kann ich leicht benennen: Besuch aus dem Forum war hier, allesamt Dauerkaddebesitzer, die ganz genau wussten: sie gehen mal nicht ins Waldstadion, guggen die Partie stattdessen in einer schwäbischen Skykneipe - kann ja garnet gut gehn. Und so kam's dann auch. Hab die ganze Bagage sofort wieder haamgeschickt.
Der gewohnt souveräne Auftritt unseres Trainers im ASS konnte nur sehr partiell über den tristen Kick hinwegtrösten.
Hier mitzulesen, ist allerdings stets ein Vergnügen.
Grüßle!
Ich komme auch in friedlicher Absicht. Und habe deiner Analyse nichts hinzuzufügen. :-)
AntwortenLöschenOje. Wer rechnen kann, ist klar im Vorteil. Ich meinte natürlich moralischer Zweiter...ach quatsch Zweiter der Herzen...oder so...**wirr**
AntwortenLöschenLänderspiele? Kein geregelter Trainingsbetrieb? Pah. Ich finde allmählich kommen wir in der Ursachforschung doch weiter.1)Die Forumler im Schwäbischen. Das ist sehr einleuchtend. Und 2) Bei mir war es exakt das zweite Mal, dass ich nach einem Geburtstagsbrunch erst zur zweiten Halbzeit im Stadion eingelaufen bin. Das erste Mal war beim Hinspiel gegen den SC Paderborn. Und wie endete das Spiel? Klare Sache: Wer immer mich noch einmal vor einem Spiel zum Frühstücken einladen will - keine Chance ,-)
Huhu Kid - ich seh dich - du schwenkst die (schwarzund)weiße Fahne!
Freu mich über eure Kommentare - lg in alle Richtungen!
Schön,dass du über einen Rode-Jung gestolpert bist.Dachte erst beim lesen,du wärst den beiden vor die Füss gestolpert,lacht.
AntwortenLöschenJa,in der tat war ein starkes Polizeiaufgebot da und dass zu Recht,denn wie die Nürnberger Fans ins Stadion gestürmt sind(Gästeblock) ab der 25.Min,war schon heftig-die armen Ordner.
Schön,dass der Horst da war und verabschiedet wurde und seine neue Frisur-echt schick.aber mit seiner braunen Lederjacke und den Jeans,sah er schon sehr schmächtig aus.
War auch in der Halbzeitpause noch mal im Innenraum zum Interview-so wie ich dass sehen konnte.
LG
(B).die erbärmlich fror,nach solanger Abstinenz.
Wähle diesmal den Kevin.
Hab die erste Halbzeit ja leider verpasst und konnte also auch bei der Benni-Verabschiedung nicht dabei sein. O ja, es war saukalt, zumal einem beim Spiel auch nicht so richtig warm ums Herz wurde. Freu mich, dass du wieder im Stadion dabei bist!
AntwortenLöschenlgk