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"Wie viel Veh-Fußball steckt schon in dieser Mannschaft?"

Diese Frage lief in den vergangenen Wochen immer mal wieder durchs Netz. Und es wäre spannend, wie sie heute beantwortet werden würde.  Je nach Blickwinkel fällt die Antwort vermutlich anders aus und je nachdem könnte sie das eine oder das -  ganz böse -  Andere bedeuten. 

Aber nein, Schluss damit.  Kein Grund, jetzt schon den Offenbarungseid zu leisten und den drohenden Untergang zu prophezeien. Dazu gab es letztes Jahr – mit 4 Punkten zum Start – keinen Grund, und auch diese Saison, in der der Start nach den im Vorfeld heftig geschürten Gute-Laune-Hoffnungen ein ganzes Stück schlechter ausgefallen ist, werden wir  uns im Laufe der Saison schon wieder irgendwie berappeln. Es wird glanzvolle Momente geben, große Siege, aufflammende Hoffnungen, viel Alltag und vielleicht ja am Ende doch noch eine Überraschung. Auszuschließen ist das nicht, auch wenn das Spiel am Samstag wirklich deprimierend war und der realistische Ausblick auf die Saison im Moment nicht besonders zuversichtlich ausfallen kann. Es war eine – fast bin ich geneigt zu sagen – relativ willkürlich auf dem Platz verteilte Ansammlung von elf Spielern, darunter - zumal für eine Mannschaft die laut eigenem Bekunden munter nach vorne spielen will - erstaunlich viele Defensive. Sie rotierten mehr oder weniger wach  über den Platz.  Fehlpässe. Ballverluste. Grobe Schnitzer. Keine Standards. Merkwürdige Ein- und Auswechslungen. Castaignos, Seferovic und Aigner mit rabenschwarzem Tag. Für Russ gilt:  De Torschütze nihil nisi bene.  Und Hasebe rechts hinten geht gar nicht.  

Wenn letztes Jahr nach dem System gesucht wurde, frage ich mich nach den Eindrücken vom Samstag, ob wir dieses Mal überhaupt einen Ansatz finden, um nach einem System zu suchen. Ok, ich konstatiere: In den ersten zehn Minuten konnte man die Möglichkeit eines Flügelspiels und damit eines 4-4-2  erahnen. Danach? Keine Ahnung.  Das Schlimmste: Das, was sich da auf und neben dem Platz abspielte, fühlte sich falsch an. Schief. Die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen. Falscher Film, irgendwie.

Zwei Lichtblicke: Hurra, wir haben einen richtigen guten, coolen und sympathischen neuen Mann im Tor. Und Luca Waldschmidt, mit Abstrichen auch Joel Gerezgiher, haben gezeigt, dass sie mitspielen können.

Mein glücklichster Moment des Spieltags war vor dem Spiel, als ich einen lieben Adler-Freund, der zum Ende der letzten Saison abhanden gekommen zu sein schien, an alter Stelle wieder getroffen habe. Insofern steht der Saisonauftakt für mich dann doch unter einem guten Zeichen.   

Eine Prognose wage ich jetzt schon: Augsburg wird in diesem Jahr der – zurecht – bei den „Kleinen“ oft kolportierten Europacupfalle entgehen, der Doppelbelastung standhalten und auch in dieser Saison am Ende in der oberen Tabellenhälfte zu finden sein.

Und wir? Ein Sieg in Stuttgart wäre genial, so richtig daran glauben kann ich im Moment nicht. Aber das kann am Ende der Woche schon wieder anders aussehen, da setzt sich dann bei mir meistens irgendwie doch der Optimismus durch:


Und wenn wir  (bei dem Pech, das der VFB im Moment hat, nicht ganz unwahrscheinlich) tatsächlich am nächsten Samstag mit 3 Punkten nach Hause kommen, dann habe ich es natürlich vorher schon gewusst. In Sachen Eintracht bin ich gnadenloser Opportunist. 

Kommentare

  1. Kam einem Konsul im alten Rom eine Vollversammlung gerade ungelegen, konnte er sich leicht beim Ritual-Protokoll bedienen, um sie bis auf weiteres abzuservieren. Es reichte etwa, wenn er behauptete, er habe Zeus einen Blitz einen Blitz/Donnerkeil senden sehen.

    Ist schon eine Reihe von Jahren her, da spielte die Eintracht als Gast im Neckarstadion gegen den VfB. Es war Wasen-Zeit, schwül, gewittrig. Irgendwann in der 2. Halbzeit gab es einen heftigen Knall, ein Blitz war ganz in der Nähe eingeschlagen. Oka, der reine Welt-Konsul, ging sofort daran, die Vollversammlung auf dem Spielfeld zu beenden, indem er sich bedenklichen Blicks gen Himmel anschickte, zügig den Platz zu verlassen. Natürlich wurde er vom Spielfeldrand ebenso zügig wieder zurück in seinen Kasten beordert. Was gut so war, denn die Eintracht nahm 3 Punkte mit nach Frankfurt. Wenn mich nicht alles täuscht, traf damals auch AMFG, indem er sich, anders als zuvor der Kollege mit dem Donnerkeil, des göttlichen Innenristes bediente.

    Übrigens reichte es damals bei den alten Römern schon zu totaler politischer Blockade, wenn an einem Tag jemand von der Fallsucht (morbus comitialis) niedergeworfen wurde. Okay, dann allerdings würde heutzutage an jedem BuLi-Spieltag alle politische Aktivität von 15.30 bis 17.23 darniederliegen.

    Wir halten aber fest: Adler schlägt das dämliche Kroko-Imitat. Am besten gleich heut.

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  2. Was will man von einem Krokodil halten, das vorgibt, im Schwäbischen beheimatet zu sein, und sich obendrein "Fritzle" nennt?

    An das Spiel mit dem Blitz kann ich mich grad nicht erinnern - obwohl es, wenn nicht nur Oka, sondern auch AMFG auf dem Platz stand, ja maximal zehn Jahre her sein kann...

    Als Blitz auf dem Platz fungiert heute - so vermute ich - nur einer: Marc Stendera, der - nachdem er auf Fitnessnahrung umgestellt worden ist - nicht nur lenkt und denkt und Freistöße versenkt, sondern auch sprintet wie ein Weltmeister. "Stendera Vehs Hoffnungsträger" - so schnell kann's gehen.

    Heiß wird es. Und ich bin mir noch nicht so sicher, was genau das für uns heißt. War da bei den alten Römern nicht auch so was mit "Daumen hoch", das genau das Gegenteil von dem bedeutete, was man meinte.

    Ach was: Auswärtssieg uns sonst gar nix!

    (Und ein herzliches Dankeschön für diesen spieltagseinstimmenden Kommentar)

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    1. Das großartige Eintracht-Archiv hilft:
      "Der Regen wird währenddessen immer stärker, ein heftiges Gewitter kündigt sich mit einem heftigen Donnerschlag an, bei dem Nikolov ebenso heftig zusammen zuckt." Nikolov war damals wirklich erschrocken und unwillkürlich ein paar Schritte gen Spielfeldrand unterwegs gewesen. Es war die Saison 2005/06, 31. Spieltag, die Eintracht gewann in Stuttgart zur Wasenzeit (!) zwonull. Tore Meier und Amanatidis. Das nächste Pflichtspiel der SGE war das Pokalfinale in Berlin. Denkwürdige Zeiten.

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    2. Die 10-Jahresspanne ausgeschöpft :) Ama, Oka, FF, Pokalfinale und Alex Meier, damals noch In den Fußballgottkinderschuhen...

      Großartiges Eintracht-Archiv - yep! Vielen Dank für die Auflösung und den Hinweis!

      Und das Fritzle war heute auch ohne Blitz und Donner ziemlich grün im Gesicht. Unfasslich - wir haben tatsächlich in Stuttgart 4:1 gewonnen. Auch wenn da noch viel, viel Luft nach oben ist und der VFB sich in der ersten Hälfte selbst ausgeknockt hat - man muss so ein Spiel dann auch erst mal gewinnen. Und das haben wir getan - so wichtig, grad auch vor der Länderspielpause. Richtungsweisend? Oder gewinnen wir - wie zuletzt unter Veh - jetzt wieder öfter auswärts und tun uns dafür Zuhause schwer? Bin heute einfach froh über diesen unverhofften Sieg - und gespannt wie's weitergeht!

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  3. Ich erinnere mich noch ziemlich gut an das Spiel, war es doch eine der wenigen Auswärtsfahrten, die ich (im Sonderzug) mit den Nieder Bube gemacht habe. Wir durften damals nicht direkt am Stadion aussteigen, sondern erst eine Station später in Zuffenhausen, wo wir mit Videokameras und berittener Polizei empfangen wurden. Im Spalier von auf Lücke postierten Bereitschaftspolizisten simmer dann Richtung Stadion geführt worden, aber ich habe mir es nicht nehmen lassen, mit 2 Kumpels auf die Wasn zu gehen, auch wenn`s dem Polizisten nicht recht war, und der uns erst nicht durchlassen wollte (es dann aber doch tat- guter Mann!).
    Zum Spiel: es war eine aufgekratzte Stimmung unter den SGE-Fans im Block und hinter dem Stadion türmten sich die gelbschwarzen Wolken auf. Mit einem einzigen Schlag, dafür aber einem gewaltigen, entluden sie sich, und Oka, auf den wir gute Sicht hatten, zuckte stark zusammen und schaute nach hinten. Wir hatten unseren Spaß damit, auch Heute noch, wenn wir selbst bei drohendem Gewitter noch spielen. Das Spiel war ausgeglichen, mit Chancen auf beiden Seiten (ähnlich wie gestern), die Eintracht war damals Aufsteiger (mal wieder) und noch nicht alle Abstiegssorgen los, der VauEffBääh, mit Veh als Trainer, hatte noch Chancen auf einen Uefa-Cup-Platz (erst im Jahr darauf hatte es richtig gefunzt bei denen als Meister 2007).
    Es war für mich der gefühlt letzte Auswärtssieg (es gab Jahre später noch einen allerletzten) , aber ein sehr schöner wegen des erreichten Klassenerhalts, der damit (fast?) sicher war.
    Über die apokalyptischen Zustände im Zug auf der Rückfahrt decke ich lieber den Mantel des Schweigens.
    Wie war die Frage nochmal? Ach ja, das System! Tja, zu erkennen war noch nix davon, vielleicht tut sich ja noch was in den 2 Tagen (Jung-Ausleihe?) wegen der "Problemzone" re. Außenverteidiger, und dann könnte Veh wieder sein brutalstmöglichstes Umschaltspiel mit der Doppelsechs (Hasebe,Reinartz) spielen lassen, denn da hakt es noch. An der Chancenverwertung haben sie wohl schon gearbeitet, im Vergleich zum Auswärtsspiel in Wolfsburg.

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    1. Vielen Dank fürs Erzählen...live dabei :) "Oka und der Donnerschlag" - es ist einfach wunderbar wie viele Eintracht-Geschichten sich so im Laufe der Jahre in einem ansammeln und begleiten. Wie ein Puzzle aus kleinen und großen Bausteinchen und jeder hat sein eigenes Potpourri. Ich bin immer wieder erstaunt, an wie viele - scheinbar nebensächliche - Details man sich erinnert. Grad gestern haben wir über ein Freundschaftsspiel der Eintracht, irgendwann Anfang der 90er, hier bei uns um die Ecke, in Guntersblum geredet. Ich weiß bis heute noch, was für ein T-Shirt Andi Möller nach dem Spiel an hatte (grau mit rosa Blockstreifen), dass Falke vorm Vereinsheim ein Colabier getrunken und ein Schnitzel mit Kartoffelsalat gegessen hat und Charly Körbel mit Toni Hübler auf den Stufen des Mannschaftsbusses in der Sonne gesessen hat...

      System hin oder her - wir haben 4:1 gewonnen. In Stuttgart. Und nur, weil mir die Schaaf-Geschichte aus dem Vorjahr immer noch im Kopf und Bauch herumgrummelt, will ich nicht ungerecht gegen das - vorerst nicht so richtig erkennbare - System Veh opponieren. Vier Punkte, Anschluss nach oben - yep! Neben all dem, was noch nicht so ist, wie es sollte, sind da doch auch schon ein paar richtige Lichtpunkte - der hellste davon leuchtet im Tor. Es ist ja nicht nur, dass Hradecky ein feiner Torwart ist, Ruhe ausstrahlt, tolle Reaktionen hat, mitspielt - es geht einem irgendwie das Herz auf, wenn man ihn ankuckt - offen, sympathisch, putzig. Und mal sehen, was noch aus Luc wird - was er gegen Augsburg falsch gemacht hat, hat er gestern jedenfalls mehr als richtig gemacht. Auch Haris um Klassen besser als im Heimspiel - das 2:1 - die Vorlage wie letztes Jahr bei den Meier-Toren.

      Wg. Sebi: Ich war mir vor dem Spiel schon sicher, dass er zurückkommt. Nicht erst im Winter, sondern jetzt, im Sommer, also morgen. Durch die doch ziemlich niederschmetternde Diagnose für Chandler (tut mir sehr leid!) wird der Wechsel/ die Ausleihe sicher nicht unwahrscheinlicher. Das wäre einfach nur genial! Sebi gehört zur Eintracht - basta!

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    2. Sebastian gehört natürlich zur Eintracht; der süffisante Hinweis von Bruchhagen, Jung habe nunmal sein wirtschaftliches Glück in VW'burg gefunden, ist aber auch nicht von der Hand zu weisen. Wobei ein solcher Wechsel im heutigen Fußball völlig in der Ordnung ist, das läuft heutzutage so.

      Ich sehe es pragmatisch: Jung fehlt über längere Zeit die Wettkampfpraxis, seine Ablöse ist immer noch (zu) hoch (für uns), sein Gehalt desgleichen. Vor diesem Hintergrund würde ich die Verpflichtung eines anderen guten RVs, so er auf dem Schirm und die Kosten wirtschaftlich darstellbar(er) sind, nicht von der Hand weisen. Wenn's gut geht, gehört der früher oder später auch zur Eintracht.

      Wiederum gebe ich zu: Königsstein ist natürlich schwer zu toppen, ebenso die Bäckerei-Geschichte simultan mit Profifußball, der VW Polo etc. (obwohl der aufmerksame Fan da bereits hätte aufmerken können!).

      Außerdem wird's eh der Sebi Jung, also mal wieder hübsch sinnlos Zeit und Ressourcen pulverisiert ; - )

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